Massage für den Hund

Warum tut es unseren Hunden so gut?

Die positive Wirkung von Massagen ist seit langem bekannt. Nicht nur wir Menschen können uns dem Genuss einer Massage hingeben und ihre Effizienz spüren, sondern auch unsere Hunde. Ganz wichtig ist jedoch, dass das Tier die Berührungen als angenehm empfindet und wir unserem Hund die Zeit geben, sich darauf einzulassen. Für den einen Hund ist die Massage noch ungewohnt, während der andere Hund wie Butter in unseren Händen zerfließt.
Bevor Du Deinen Hund massierst ist es von Vorteil, zu wissen welche Körperstellen Dein Hund gerne mag und welche weniger gern.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Hund während der Massage etwas skeptisch ist, dann beobachte ihn und gebe ihm Raum zu gehen, wenn er mag. Es kann durchaus sein, dass Dein Hund erst lernen muss, sich auf diese Art der Berührung einzulassen. Ebenso kann es sein, dass Dein Hund eine Reaktion in den massierten Strukturen fühlt, diese jedoch noch nicht wirklich einordnen kann und daher verunsichert ist. Sollte Dein Hund aufstehen und sich der Situation entziehen, ist dies nicht schlimm. Gib Deinem Hund die Möglichkeit selbst zu entscheiden - das gibt ihm für, vor allem für diese Situation, viel Sicherheit.
Einige Griffe der klassischen Massage können leicht erlernt werden. Sinnvoll ist es, wenn Du bei einem Tierphysiotherapeuten*in einen Termin zur Wellnessmassage vereinbarst, verbunden mit der Bitte, dass er Dir einfache Handgriffe der Massage zeigt. Man findet auch immer wieder ausgeschriebene Massageworkshops, die es wert sind, sie zu besuchen. ;-)

Warum sollten wir unseren Hunden eine Massage gönnen? Jeder von uns kennt das Gefühl, wenn sich der eigene Körper angespannt und nicht mehr ganz so geschmeidig anfühlt, wie wir ihn in Erinnerung haben. Das kann durch einseitige Belastungen kommen, durch unzureichende oder durch zu viel Bewegung, durch nicht funktionelle Bewegungen, durch Verletzungen, die uns in der Bewegung einschränken, durch psychische Belastungen und einiges mehr. Die Ursächlichkeit kann mannigfaltig sein und ist nicht immer exakt zurückzuverfolgen.

Wie kommt es zu Schmerzen & Verspannung?

 

Es ist sinnvoll, diesen Teufelskreis zu unterbrechen, bzw. darauf zu achten, dass Dein Hund erst gar nicht diesen Kreislauf betritt.

 

 

 

 

 

Wie wirkt die Massage?

Die effiziente Wirkung der Massage auf Körper und Geist ist unumstritten. Sie wirkt sich günstig auf unterschiedliche Strukturen wie zum Beispiel Haut, Faszien, Muskeln, Gelenke, Gefäße und Nerven aus. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Wirkorte spiegelt sich positiv in der Psyche und im Allgemeinbefinden des Hundes wieder.
Es gibt die detonisierende und tonisierende Massagen. Die detonisierende Massage dient der Absenkung der Muskelgrundspannung und die tonisierende der Erhöhung des Muskeltonus. Wir werden uns auf die detonisierende Massage konzentrieren.

Welche körperlichen Reaktionen können wir bei unserem Hund durch eine Massage auslösen?

  • Verbesserte Durchblutung
  • Herabsenken der Aktivität des Sympathikus. Dies geschieht über den Reiz auf die Ruffini-Körperchen während der Massage. Die Ruffini-Körperchen gehören zu den sogenannten Mechanorezeptoren, die u.a. auf Berührung und deren Intensität reagieren.
  • Verbesserte Stoffwechselaktivitäten
  • Mobilisierung von Gewebe
  • Schmerzreduzierende Wirkung u.a. aufgrund der Freisetzung endogener Endorphine und des schnelleren Abtransports algogener Substanzen. Das sind chemische Stoffe, die die Nozizeptoren aktivieren und bei der Schmerzentstehung eine Rolle spielen.
  • Stressreduktion
  • Förderung der Bindung zwischen Mensch und Hund
  • Ausstoß vom Botenstoff Oxytocin, welches wichtig ist für die Bindungsförderung und Stressreduktion.
  • Bessere Regeneration nach Belastung
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung

Solltest Du das Gefühl haben, dass Dein Hund Schmerzen hat, kläre bitte die Ursache vorher tierärztlich ab. Du erkennst Schmerzen beim Hund zum Beispiel daran, dass sich etwas im Verhalten verändert, er Dinge nicht mehr tut, die er sonst gerne tat, er bestimmte Körperteile vermehrt benagt, wenn er gereizter reagiert, schlechter zur Ruhe kommt, vermehrt hechelt oder Berührungen ausweicht. Schmerzen werden subjektiv wahrgenommen und können daher eine vielfältige Symptomatik aufweisen.

Weitere Kontraindikationen einer Massage sind zum Beispiel:


  • Offene Hautstellen / Wunden
  • Tumore (Gefahr der Metastasierung) - Wobei hier auch die Lebensqualität nicht aus den Augen verloren werden darf.
  • Entzündungen
  • Infektionserkrankungen
  • Fieber
  • Trächtigkeit (Bauch und Lendenwirbelsäule nicht massieren - Gefahr eines Aborts)

Wie beginne ich mit der Massage beim Hund?

Am Besten startest Du die Massage zuhause in einer ruhigen Stimmung. Gerne kannst Du immer eine bestimmte Decke verwenden - mit der Zeit kündigt diese dem Hund dann an, dass er massiert wird. Als Therapiedecke verwende ich eine leichte Babydecke aus Baumwolle ohne Kunststofffasern, unter anderem wegen der elektrischen Aufladung. Die Therapiedecke entwickelt sich von Anwendung zu Anwendung zu einem Ritual und Du kannst dieses Ritual später auch wunderbar mobil einsetzen.

Bitte massiere Deinen Hund nicht in seinem Körbchen oder auf seiner Decke, die er immer zur Verfügung hat. Dieser Bereich soll als sicherer Rückzugsort für den Hund dienen, an dem er seine Ruhe hat.

Beachte bitte folgende Grundregeln:

  • Massiere immer so, dass es für den Hund angenehm ist - nicht zu fest und auch nicht zu sanft.
  • Achte auf eine ruhige, gleichmäßige und rhythmische Ausführung der Massagegriffe.
  • Massiere Deinen Hund bitte nur dann, wenn Du die Ruhe dazu hast.
  • Halte immer mit einer Hand Kontakt zu Deinem Hund. So entfällt der Schreckreiz bei einer erneuten Berührung.
  • Massiere bitte nie über knöcherne Strukturen. Das kann äusserst unangenehm für den Hund sein.
  • Wenn Dein Hund aus der Situation gehen möchte, dann lasse ihn gehen.
  • Massiere Deinen Hund nicht, wenn er einen vollen Magen hat.
  • Beginne mit Stellen und Strukturen, die Dein Hund besonders mag und/oder die nicht verspannt sind.
  • Stabilisiere Deinen Hund nach der Massage. Denke vor allem bei älteren Hunden daran. Hierzu eignen sich ganz wunderbar die isometrischen Übungen.
  • Gebe Deinem Hund nach der Massage die Möglichkeit, sich zu lösen.

Wenn Du gerne etwas Abwechslung in Deine Anwendungen bringen möchten, kannst Du Hilfsmittel in die Massage integrieren. Dies könnte eine Bürste, ein Igelball oder Gummistriegel sein. Die Natur bietet uns ebenso wunderbare Ideen an. Du kannst Kastanien oder Eicheln sammeln und diese in einen Handschuh oder Waschlappen tun und Deinen Hund vorsichtig damit massieren. Oder sammle mit Deinem Hund zusammen Tannenzapfen und lasse diesen in Fellrichtung vorsichtig rollen. Bei all Deiner Kreativität berücksichtige bitte, diese Art der Massagen nicht öfters als 1-2 x die Woche durchzuführen. Bei öfteren Anwendungen kann das Gewebe sich an die neuen Reize schnell gewöhnen und die Massage verliert Ihre wünschenswerte Wirkung. Spare beim Einsatz bitte Knochenvorsprünge aus und passe die Massagehelfer bitte der Fellbeschaffenheit Deines Hundes an. Bei langhaarigen Hunden kann das Fell sich in die Gegenstände verzwirbeln und den Hund ziepen. Habe bitte auch ein besonderes Augenmerk bei Hunden die leicht erregbar sind. Die Stimulierung des Gewebes und auch die Hilfsmittel selbst, können die Erregung steigern.

Versuche bequem und entspannt zu sitzen, so dass Du gut an Deinen Hund rankommst. Wenn Du zusätzlich es noch schaffst Deine Schultern, Arme und Hände während der Massage locker zu lassen und nicht zu verkrampfen, danken Dir Deine Handgelenke und Dein Nacken dies besonders. Atme ruhig und tief während der Massage.

Starte zu Beginn mit kurzen Einheiten und erhöhe die Massagedauer in kleinen Schritten. Du wirst feststellen, dass sich Dein Hund immer mehr auf die Massage einlassen kann und dass Du von Mal zu Mal geübter in der Anwendung wirst. Das Schönste wird vermutlich sein, dass Du richtig viel Freude an dieser Art von Qualitätszeit zwischen Dir und Deinem Hund erleben wirst.

© 4steps4dogs – Physiotherapie für Hunde, Heike Benzing - 2020