Adoleszenz - Die Jugendentwicklung des Hundes

Ganz viel Brause im Kopf!

Das Zusammenleben mit unseren 4-beinigen “Youngstern” kann mit unter sehr unterhaltsam, aber auch äußerst anstrengend für Mensch und Hund sein.
Diese spannende Zeit wird “Adoleszenz” (lat. adolescere = “heranwachsen”) genannt. Der Übergang von der Welpenzeit zur juvenilen Phase ist eine fließende Entwicklung. Wenn der Zahnwechsel beginnt, bzw. abgeschlossen ist, spricht man nicht mehr von dem Welpen, sondern von dem Junghund.
Der Hund ist nun aus seinen Welpenschuhen heraus gewachsen, er hat sich von seinen Milchzähnchen verabschiedet und die Hormone fangen an ihren Job intensiver zu betreiben und den nächsten Fortschritt seiner Entwicklung ein zu läuten. Bei unserem Rüden Levin, konnten wir damals sogar den Junghund riechen ;—). Der leckere Welpengeruch verflog so langsam und noch einige Zeit roch sein Fell sehr neutral. Wie über Nacht jedoch, von jetzt auf gleich stellten wir fest, dass der kleine Mann auf einmal nach „Hund“ duftet.

Aber es sind nicht nur die Geschlechtshormone, die nun fleißig arbeiten, sondern das Gehirn wird zur Großbaustelle eröffnet. Doch dazu später mehr.

Während der Pubertät erreichen die Juvenilen ihre Geschlechtsreife. Diese tritt bei den meisten domestizierten Tieren (und auch bei uns Menschen) sehr früh ein, was aber nicht heißt, dass das Individuum automatisch erwachsen ist, also sprich eine gewisse emotionale und geistige Reife mitbringt.

Theoretisch könnten sie nun Nachkommen „produzieren“. Geschlechtsreif zu sein bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass der Hund nun auch großes Interesse zeigt sich zu vermehren. Der Sexualtrieb entwickelt sich häufig langsamer. Wenn bspw. ein 2-3 jähriger Rüde, der zur Zucht eingesetzt werden soll, keinen großen Drang hat sich mit einer Hündin zu paaren, ist dies nicht gleich verhaltensauffällig. Der Rüde ist in vielen Fällen einfach noch nicht so weit in seiner Entwicklung.
Hündinnen die ihre erste Läufigkeit erleben erwecken häufig den Eindruck, dass sie überhaupt nicht wissen, was mit ihnen los ist, bzw. warum ein Rüde auf einmal so großes Interesse an ihnen hat.

Hat der Hund die Geschlechtsreife erreicht ist die Pubertät abgeschlossen und es schließt sich nahtlos die Adoleszenz an. Es gibt unterschiedliche Definitionen zur Adoleszenz und somit auch verschiedene Bezeichnungen zu dieses Zeitfensters. Pubertät, Flegeljahre, Reifezeit, etc.
Worte lassen Bilder im Kopf entstehen, daher finde ich die Definition, die Pubertät und die Adoleszenz voneinander trennt, sehr wichtig und passend. Wenn wir die Entwicklung bis zur vollständigen Reife als Pubertät oder Flegeljahre bezeichnen, öffnen wir ganz leicht eine Schublade für Verhalten, die unseren Blick und unseren Umgang mit dem Hund verändern könnte. Ein Flegel respektiert uns nicht. Das greift unsere Persönlichkeit an. Dabei ist die Adoleszenz lediglich die Zeit des Ablösens von den Eltern und der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Die Adoleszenz beschreibt die Entwicklungs”phase” zwischen der Geschlechtsreife und dem Erwachsensein. Dieser Lebensabschnitt betrifft bei Hunden ca. das Zeitfenster vom 5. – 24. Lebensmonat. Bei Hunden größerer Rassen kann sie auch noch länger dauern. Man liest in einigen Rassebeschreibungen der größeren Hunde, dass sie „Spätentwickler“ seien. Dies bedeutet, dass diese Hunde für ihre Jugendentwicklung mehr Zeit in Anspruch nehmen und durch aus erst mit 3-4 Jahren ihre geistige und emotionale Reife erreichen.
Ebenso auch bei Frühkastraten. Hunde die sehr früh kastriert werden, sagt man nach, dass sie länger verspielt und „kindlich“ bleiben. Dies basiert auf einer langsameren Gehirnentwicklung während der Jugendentwicklung. Bei frühkastrierten Hunden bleibt das Zeitfenster der Adoleszenz länger geöffnet.

Bei Hunden gibt es ebenso eine geschlechtsspezifische Unterscheidung wie bei uns 2-beinern. So entwickeln sich auch bei Hunden, die Rüden etwas langsamer als die Hündinnen. Das Gehirnwachstum ist bei männlichen Säugetieren erst später abgeschlossen.

Im Training taucht immer wieder die Frage auf, ist mein Hund nun schon in der Pubertät? Oder ist er jetzt schon erwachsen? Woran erkenne ich, dass mein Hund nun in der Pubertät steckt? Den Rüden wird bspw. nachgesagt, sobald sie anfangen das  Bein zu heben & Markierverhalten zeigen. So weit so gut, Levin hat sein Beinchen bereits mit 9 Wochen sehr sicher gehoben und uns erst einmal einen Schrecken eingejagt ;-). Ich dachte mir damals oh je, was kommt da noch auf uns zu, wenn er dieses Verhalten jetzt schon an den Tag legt. Wie viel Testosteron beherbergt er jetzt schon in sich? Wird er ein kleiner frühreifer, draufgängerischer Chaot? Ein kleiner liebenswerter Chaot ist er, aber nichts von dem, was ich mir ausmalte im Bezug auf das sehr frühe Beinchen heben ist eingetreten.
Man kann, wie so vieles, nicht einfach pauschalisieren. Und jedes Individuum zeigt sich in seiner Entwicklung anders.

Die Übergänge von der Welpenzeit in die Pubertät und die anschließende Adoleszenz sind schleichende Prozesse. Man kann nicht genau sagen wo sich das eine Fenster der Jugendentwicklung sich schließt und sich das andere öffnet. Aber man spürt die Veränderungen an seinem Hund.

 

Woran erkenne ich nun, dass die Jugendentwicklung meines Hundes fortschreitet?

Ein paar Verhaltensweisen möchte ich Dir an Hand von Levin aufzeigen. Levin lässt uns an seiner Jugendentwicklung sehr teilhaben...! Wir konnten folgende beobachten:

  • Berührungsempfindlichkeit ist gestiegen, d.h. bei spontanen Berührungen zuckt er öfters zusammen. Daher achten wir noch
    viel intensiver darauf Handlungen die wir an ihm ausführen wie bspw. das öffnen der Geschirrschnallen, bei ihm an zu kündigen, bevor wir die Handlung ausführen. Das ruhige Genießen, wenn Bekannte ihn streicheln fiel ihm nicht leicht und auch beim Abtrocknen fällt es ihm schwerer ruhig zu halten.
  • Entspannungssignale mit direkter Berührung sind schwerer zu konditionieren, bzw. aufzuladen.
  • Manchmal möchte er 1000 Dinge auf einmal tun, d.h. er fängt eine Handlung an und während er dabei ist, fällt ihm ein etwas anderes auch noch zu tun ohne sein erstes Vorhaben zu beenden. Beispiel: er knabbert an seiner Torgas, dann fällt ihm ein dass er uns schon eine Weile nicht mehr seine Liebe bekundet hat und auf dem Weg zu uns stolpert er über ein anderes Spielzeug das sein Interesse weckt. Beim Spazierengehen, kann es passieren, dass er an einem ganz wichtigen Knotenpunkt seine Visitenkarte hinterlassen möchte und dafür aber dann doch keine Zeit hat, weil er schon wieder etwas anderes im Sinn hat.
  • Sein Radius hat sich erweitert & Umwelterkundung findet häufiger statt. D.h., sein Interesse an der Umwelt ist deutlich gestiegen. Er entfernt sich weiter von uns weg, als noch vor ein paar Wochen.
  • Markierverhalten ist deutlich zu erkennen. Dies bemerken wir daran, dass er sich mehr Zeit nimmt für Gerüche bevor er seine Marke setzt. Er dreht gerne nochmal um, weil ihm eine Geruchsstelle in das Näschen flog, die er nicht auslassen möchte. Vor allem die Häufigkeit des Urinabsatzes ist gestiegen und er ist öfters mit von der Partie, wenn unsere anderen 2 Hunde sich eine gemeinsame Stelle auserkoren haben.
  • Das Aufschlecken von Urin fing an. Dies ist ebenso eine Kommunikationsart unter Hunden. Die Hunde schlecken „Gerüche“ auf um einen intensiveren Eindruck zu bekommen. Die Stoffe werden über das Jakobson Organ, am Gaumen, aufgenommen und der Hund bekommt die Information bspw. über den Gesundheitszustand, Hormonstatus  und / oder Zyklusstand eines Artgenossen.
  • Sein Erregungsniveau  schnellt heftiger nach oben. Levin schafft es schneller von 0 auf 300. Manche Reaktionen sind impulsiver und Dinge, die ihn vor einigen Wochen überhaupt nicht mehr interessierten, werden auf einmal wieder sehr aufregend.
  • Seine „Maulaktivität“ erhöhte sich nochmals enorm, wir gehen davon aus, dass dies auf die erhöhte Aktivität der Stresshormone basiert. D.h. er hat ein nochmals gesteigertes Kaubedürfnis....zum Leidwesen unserer Einrichtung. Alles was über das Maul geht, sei es schlecken, knabbern, beißen, essen entspannt in vielen Fällen.
  • Das Lernen hat seine Höhen und Tiefen. D.h. es gibt Situationen, da überrascht uns der kleine Mann enorm mit abrufbaren erlernten Verhaltensweisen oder auch mit neuen Aufgaben. Vor allem die, die ihm Spaß machen und seinen aktuellen Bedürfnissen gerecht werden. Da denke ich häufig, Wahnsinn wie schnell er Dinge annimmt. Auf der anderen Seite steht dann in manchen Situation sein fragender Blick: „ Was möchtest du von mir? Das habe ich noch nie gehört...!“
  • Ressourcen werden ihm wichtiger! Wir können sehr schön beobachten, dass er nicht mehr so gleichgültig bspw. Kauartikel in Anwesenheit der anderen Hunde knabbern kann. Er fängt an, Gegenstände die ihm wichtig sind, in Sicherheit zu bringen. Einem anderen Rüden gegenüber hat er vor ein paar Wochen das erste Mal unsere Hündin verteidigt. Dies alles aber in einem sehr schönen Kontext mit ihm zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln.

    ...letzt endlich ein ganz normaler Hund ;-)))

Oft bekomme ich als Trainerin zu hören: “Mein Hund ist schrecklich pubertierend!”,
“Er ist ungehorsam und testet seine Grenzen täglich.”, “Mein Hund ist aufmüpfig, dominant und stellt die Rangordnung in Frage...”.

Was ist dran an diesen Aussagen? Werden einst zuckersüße Welpen auf einmal zu Monstern, die die Weltherrschaft übernehmen möchten und legen Verhaltensweisen an den Tag, nur um uns zu ärgern?
NEIN! Es sind völlig normale Reaktionen eines physiologischen Ablaufs, die leider viel zu häufig mit menschlichen Emotionen einhergehen und interpretiert werden.
Kein Hund zeigt Verhaltensweisen um uns zu ärgern – sondern er kann in dieser Situation einfach nicht anders.
Es können ganz unterschiedliche Faktoren mitspielen, die das „nicht können“ beeinflussen – und dies ist nicht nur bei Hunden so, die sich in der Adoleszenz befinden.

Beispielsweise ist der Reiz aus der Umwelt zu stark, gesundheitliche Probleme können einen Rolle spielen, der Hund hat Angst, steht vielleicht unter Einfluss von Stressoren, die uns in der Situation gar nicht bewusst sind oder die Fellnase hatte einfach noch nicht die Möglichkeit erwünschtes Verhalten in dieser Situation zu lernen.

Doch was passiert in dieser Zeit der Jugendentwicklung?

Es finden im Gehirn wahnsinnig viele “Umbauarbeiten” (Bild: Baustelle) und damit verbundene Veränderungen statt.

  • Der Mandelkern (= Amygdala) ist das emotionale Bewertungszentrum, welches die Wahrnehmung und die Reaktionen steuert. Der Mandelkern vergrößert sich in dieser Phase und er reagiert empfindlicher und intensiver auf Reize aus der Umwelt. Dies bedeutet, dass Reaktionen emotionaler ausfallen. Dies ist leider ein guter Nährboden für Angst- und Aggressionsverhalten.
  • Die Großhirnrinde, in der bewusste Vorgänge, kognitive Prozesse, planvolles Handeln, willkürliche Ausführung von Bewegungen, etc. verarbeitet werden, baut Synapsen ab. Diese Synapsen sind Kontaktstellen zwischen Zellen und dienen der Signalübertragung und der Speicherung von Informationen.
  • Der präfrontale Kortex der Großhirnrinde ist der Sitz des “Arbeitsspeichers” und für bewusste Entscheidungen. Er empfängt die verarbeiteten Reize und die aus dem Mandelkern stammende emotionale Bewertung und darauf hin resultiert die nächste Reaktion. Dieser Hirnbereich reift erst später aus und wird während der Jugendentwicklung kleiner.
  • Der Stresshormonspiegel ist bei allen Säugetieren während der Adoleszenz am höchsten. Daher kann es auch passieren, dass der Hund in seiner Welpenzeit beispielsweise mit dem Geschirr keinerlei Schwierigkeiten hatte und plötzlich der Meinung ist, Geschirrtragen sei gruselig. Die Körperoberfläche ist in dieser Zeit wesentlich sensibler. Ebenso wirken sich die Stresshormone auf die Veränderungen im Gehirn aus.
  • Die Rezeptorendichte und –empfindlichkeit für Dopamin verändert sich in verschiedenen Gehirnarealen. Dies ist mit gesteigertem Neugierverhalten verbunden und hat zur Folge, dass das Belohnungssystem viel leichter erregbar ist. Selbstbelohnendes Verhalten bekommt einen größeren Stellenwert. Dem Hund fällt es schwerer sich von für ihn wichtigen und lohnenswerten Dingen abzulassen.

Dies sind die Gründe, warum der Hund für uns schwieriger einzuschätzen und zu
kontrollieren wird, denn er reagiert emotionaler, wirkt auf seine Bezugspersonen unkonzentrierter und gereizter. Seine emotionale Erregbarkeit ist leichter auslösbar und er zeigt Veränderungen im Verhalten auf ihm bekannte Reize. Trennungsstress kann auf einmal wieder zur Herausforderung für eine Familie werden, obwohl man dachte, der junge Hund hätte das Alleinebleiben schon bestens gelernt.
Das Spielverhalten des Junghundes verändert sich, was bedeuten kann, dass er forscher oder gar wählerischer in der Auswahl seiner Freunde wird. Konkurrenzverhalten tritt auf sei es im Zusammenhang mit Sexualverhalten oder auch anderen Ressourcen.
Der Hund fängt an sich abzunabeln und das Neugier- und Erkundungsverhalten steigert sich. Ebenso kann das Jagdverhalten zum Vorschein treten. Das Risikoverhalten der jungen Wilden ist ausgeprägter und sie können Gefahren schwerer einschätzen. Der junge Hund ist stressanfälliger und somit sind auch seine Reaktionen auf Stressoren intensiver! Dabei sollten wir nicht vergessen, dass das Gehirn des Vierbeiners entscheidet, was für ihn Stressoren sind – und nicht wir.

Dieses Verhalten während der Jugendentwicklung hat nichts mit Dominanz oder Rangordnung zu tun! Die Hunde können stellenweise nicht anders und sind “Opfer” ihrer eigenen Entwicklung. Dies soll nicht bedeuten, dass wir uns zurücklehnen und uns darauf ausruhen, nach dem Motto: “Es ist eine Entwicklungsphase und die “Probleme” verwachsen sich, wenn der Hund älter ist.” Wir Menschen neigen dazu, wenn alles optimal verläuft, immer noch eins drauf zu setzen und den Anspruch weiterhin zu erhöhen.

Die riesigen Fortschritte beim Lernen in der Welpenzeit (steiler Anstieg der Lernkurve)  verwöhnen uns und wir sind entsetzt wenn das Training auf einmal stagniert oder es sogar Rückschritte gibt! Ich glaube Sätze wie „Das hat er noch nie gemacht!“ fallen in der Adoleszenz besonders häufig. Auf Grund der Fehleinschätzung „Der Hund macht dies mit Absicht“, oder “Er verweigert klar denkend die Kooperation”, wird oftmals angeraten strenger und härter mit dem Hund umzugehen. Dies erweist sich jedoch fast immer als ein Schuss nach hinten. Zum einen tun wir den jungen Fellnasen unrecht und zum anderen hat dies gravierende Folgen, denn:

  • Das Mensch-Hunde-Team schaukelt sich gegenseitig emotional weiter nach oben. Sehr oft finden immer härtere Strafen Anwendung. Dies hat zur Folge, dass das Vertrauen ineinander enttäuscht wird und die Bindung stark bröckelt. Bindung charakterisiert sich durch einen überproportionalen Austausch an POSITIVEN  Verhaltensreaktionen! Unser größter Wunsch ist es ja zu unseren Hunden nicht einfach nur in irgendeiner Beziehung zu stehen, sondern eine gemeinsame, schöne und stabile Bindung auf zu bauen.
  • Der Hund entwickelt noch leichter Angst- und/oder Aggressionsverhalten.
  • Der Hund kann in die sog. erlernte Hilflosigkeit rutschen, das heißt, er beugt sich seinem Schicksal und geht den Weg des geringsten Widerstandes, was meist von chronischem Stress zeugt.
  • Der Hund wird immer frustrierter, weil er seinen aktuellen Bedürfnissen nicht nachkommen kann. Dies öffnet andere unerwünschte Ventile im Verhaltensrepertoire unserer Lieblinge.

Was bedeutet dies im gemeinsamen Alltag mit dem Junghund?

  • Im Training und Alltag sollten wir darauf achten, unerwünschtes Verhalten zu verhindern und sämtliche erwünschte Verhaltensweisen einzufangen mit Hilfe des  Markersignal (Clicker, Wort oder Geräusch) und diese adäquat belohnen.
  • Lasse Deinen Hund auch einmal agieren und verstärke vermehrt das von ihm selbst gezeigte Verhalten, denn vor jedem unerwüschten Verhalten zeigt der Hund noch erwünschtes!
  • Versuche in einem gesunden Maß die Frustrationstoleranz Deines Hundes zu erhöhen und zu festigen. Eine Prioritätenliste ist sehr hilfreich, da die Ressource “Impulskontrolle” im Hundegehirn, die für die Selbstkontrolle verantwortlich ist, nicht endlos belastbar ist! Das “Impulskontrolltöpfchen” ist irgendwann ausgeschöpft! Lege deshalb das Hauptaugenmerk für die Selbstkontrolle des Hundes auf Situationen, in denen die Auslöser ein erhöhtes Erregungsniveau nach sich ziehen. Dazu gehört nicht unbedingt das Warten vor dem Futternapf oder minutenlanges „Fuß“ laufen, sondern Begegnungen mit Artgenossen und/oder diverse Situationen im Alltag. Hier sind wichtige Hilfsmittel das “Zeigen & Benennen” sowie das Training von Entspannungssignalen.

Um in herausfordernden Trainingssituationen das emotionale Gleichgewicht  wieder herstellen zu können, empfiehlt sich das Arbeiten am Erregungsniveau des Hundes mit konditionierten Entspannungssignalen.

  • Bringe Deinem Hund die Welt noch mal mit viel Fingerspitzengefühl näher und unterstütze ihn in schwierigen Lern-, Lebens- und Alltagssituationen.
  • Begleite Deinen Youngster durch diesen Lebensabschnitt mit viel Verständnis und gemeinsamen Spaß.
  • Gehe im Training wieder einen Schritt zurück und passe Deine Erwartungshaltung an, indem Du den Leistungsanspruch an den Hund zurückschraubst. Festige das, was Dein Hund bisher gelernt hat und geben ihm Sicherheit!
  • Versuche Übungen, Beschäftigungen und Belohnungen so in den Alltag und das Training zu integrieren, dass sie den Bedürfnissen Deines Hundes nachkommen (bspw. Distanzvergrößerung zulassen), um das Erregungs- und Frustrationsverhalten gar nicht erst im Übermaß zu strapazieren.
  • Arbeite an Deiner Toleranz, Geduld und Verständnis für die jungen Fellkinder!

Zum Abschluss noch etwas Persönliches von unserem Junior. Levin ist nach wie vor unser liebenswerter Klassenclown! Wir hatten richtig gute Tage und auch weniger gute Tage. Das Wissen um diesen biologisch notwendigen Prozess erleichterte uns den Umgang und den Alltag mit ihm enorm! Nein, Levin hatte keine Narrenfreiheit und wir schiebten die Adoleszenz gewiss nicht als Ausrede vorne weg.

Lerntheoretisches Hintergrundwissen ist notwendig um den Jungspund zu verstehen, weil er in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung anders tickt, als wir es uns in unserer Wunschvorstellung ausmalen.

Levin bekam und bekommt seine Grenzen gesteckt, aber mit dem Weg des Lernens, dem Verständnis und der Geduld gepaart.
Abschließen möchte ich mit einem meiner Lieblingszitate von Dr. Ute Blaschke-Berthold (CumCane):

“Gewohnheiten zu bilden ist die klügste Art, vorausschauend und dauerhaft Grenzen zu setzen.“

© 4steps4dogs – Training für Mensch & Hund  Heike Benzing 2013